Smashing Pumpkins live im Madison Square Garden, New York, 1.8.2018

Mit Plateauschuhen und einer Art Hosenrock betritt der hünenhafte Billy Corgan alleine die Bühne des Madison Square Garden und intoniert eine Soloversion von „Disarm“, ein Song über Kindheitsmisshandlungen, dazu im Hintergrund Kinder- und Jugendfotos von Corgan, die mit Aufschriften wie „Broken Boy“ bekritzelt sind. Ein äußerst berührender Beginn, ehe die gesamte Band mit „Rocket“ in härtere Gefilde abhebt – willkommen im düster-bunten Panoptikum der Smashing Pumpkins. Nachdem die Band in den letzten Jahren mehr ein Soloprojekt von Billy Corgan war, bringt die aktuelle „Shiny and oh so bright“-Tour nach langer Pause erstmals wieder die lange zerstrittenen Gründungsmitglieder James Iha (Gitarre), Jimmy Chamberlin (Schlagzeug) und Corgan gemeinsam auf die Bühne. Sicherlich kein Zufall, dass während der fast drei Stunden Spielzeit eine spezielle Magie in der Luft lag, die sich besonders beim perfekten Wechselspiel von hart rockenden und soft schwebenden Passagen ausbreitete.

Der gleichzeitig druckvolle wie glasklare Sound im Madison Square Garden war dabei sicher ein nicht unerheblicher Faktor. Die anfängliche Verwunderung, dass das Konzert als bestuhlte Veranstaltung angesetzt wurde, hat sich mit Konzertbeginn schnell verflüchtigt. Während bei Sitzkonzerten in Wien meist alle schön brav bis zur Zugabe auf ihren Stühlen kleben bleiben, war beim ersten Ton der Smashing Pumpkins das gesamte Publikum im Garden auf den Beinen.

Der Großteil der Songauswahl stammte aus der „Siamese Dream“- und „Mellon Collie...“-Ära, gespickt mit Highlights aus den restlichen Alben, etwa „Ava Adore“ oder „Stand Inside Your Love“. Als Zugabe gab es die Reunion-Single „Solara“ zu hören, bei der Trommler Jimmy Chamberlin mit einer kurzen Soloeinlage unter Beweis stellen konnte, dass er mit seinem punktgenauen und gleichzeitig virtuosen Spiel wohl zu den besten Rockdrummern zählt.

Dass bei einer derart ausgedehnten Konzertlänge keine Songwünsche offengeblieben sind, war ebenso erfreulich, wie die sehr gelungenen Coverversionen, etwa David Bowies „Space Oddity“ oder eine großartige Version von „Stairway To Heaven“, einer der großen Rockklassiker schlechthin, den Led Zeppelin vor über 40 Jahren am selben Schauplatz performt haben. Den neu gefundenen Zusammenhalt in der Band beweist Corgan vor allem im intensiven Zusammenspiel mit James Iha, der auch in der Mitte des Sets auch eine Nummer gesanglich darbietet. Eine bewegliche, zirkusartige Bühnenkonstruktion und ein über seine stattliche Körpergröße hinauswachsender Frontman machen die aktuelle Smashing Pumpkins-Tour zu einer „must see“-Show, die hoffentlich auch bald in Europa zu sehen sein wird.